Ohne überzeugenden
Dirigenten nützt das beste Orchester nichts
Alois
Schöpf denkt nach erfolgreichen 23. Innsbrucker Promenadenkonzerten
schon wieder weiter.
schon wieder weiter.
„Zunächst
einmal bin ich sehr glücklich über die weitestgehend tollen Konzerte, die wir
heuer erleben durften und die – trotz teils übertriebener Prognosen im Vorfeld
– günstige Wetterlage, die wir im Juli hatten. Von 33 Konzerten waren nur drei
vollkommen verregnet, zwei weitere teilweise, das ist ein sehr guter Schnitt“, freut sich Alois Schöpf, künstlerischer
Leiter der Innsbrucker Promenadenkonzerte.
Das Ziel, ein
niederschwelliges Kulturangebot bei höchstem Anspruch anzubieten habe man
jedenfalls erfüllt: „Wir heben uns dabei sicherlich positiv von anderen Events
ab. Niederschwellig bedeutet nämlich nicht, dass man Trash anbietet oder dass
Veranstaltungen Jahrmarkt- oder Bierzeltcharakter annehmen. Vielmehr geht es
darum, bei freiem Eintritt und in einem ansprechenden Rahmen den Zugang zu
hochwertigen kulturellen Inhalten zu eröffnen. Die Herausforderung, dabei eine
entsprechende Programmdramaturgie zu anzubieten, ist für jedes Orchester eine
Gratwanderung“, so der Intendant.
Zeit zum
Ausruhen gibt es für Schöpf jedenfalls keine: „Die Planungen für 2018, wo wir
unser Festival vom 2. bis zum 29. Juli bereits zum 24. Mal durchführen werden,
sind im Prinzip abgeschlossen. Bis auf zwei Spieltage ist das Programm fixiert,
wobei wir wieder Spitzenorchester aus Deutschland, Österreich, der Schweiz,
Italien, den Niederlanden und Slowenien sowie Großbritannien gewinnen konnten.“
Das Schlagwort
„Qualität“ steht dabei einmal mehr im Mittelpunkt: „Die Forderung, dass
Programme das Publikum verführen, mit Komplexem fordern, aber auch mit
eingängigen Werken danach wieder versöhnen sollen, wird von uns mit noch mehr
Nachdruck als bisher erhoben werden. Jedes Konzert soll dabei möglichst viele
Epochen und Genres abdecken. Vor allem im Brass Band-Bereich sehe ich hier –
trotz toller spielerischer Leistungen – noch Optimierungsbedarf. Gerade die
Musik des Barock wäre für solche Orchester gut geeignet, aber auch
Transkriptionen aus dem 18. oder 19. Jahrhundert können und sollen verstärkt
einbezogen werden“, erläutert Alois Schöpf.
Neben den
Programmen und den Orchestern selbst soll zudem auch mehr Wert darauf gelegt
werden, entsprechende Dirigenten-Persönlichkeiten nach Innsbruck zu holen. „Wir
haben es auch in diesem Jahr leider in mehreren Fällen wieder erleben müssen,
dass tolle Orchester mit gut konzipierten Programmen beim Publikum nicht jene
Wirkung erzeugt haben, die möglich gewesen wäre, weil die musikalischen Leiter
nicht überzeugt haben. Wenn ein Dirigent Musik nicht wirklich vermitteln kann,
wenn keine Energie, kein Esprit rüberkommt, dann kann er schlagtechnisch noch so
sauber agieren, dann bleibt das Ganze eben einfach spröde bzw. fad. Das wollen
wir eigentlich nicht mehr und es ist ja auch für die Orchester selbst schade“,
merkt der künstlerische Leiter der Promenadenkonzerte durchaus kritisch an.
Zudem fehle
teilweise die Leidenschaft, das lebendige Musizieren: „Bei jeder Konzertwertung
– so wichtiger Maßstab diese auch sind – hören Sie als Dirigent beim
Jurygespräch Ausführungen über technische Präzision, Transparenz,
Klangausgleich, dynamische Breite und vieles mehr. Und zweifellos sind diese
Kriterien wichtig, wenn man Top-Leistungen erbringen will. Es darf aber nicht
passieren, dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht, dass also in
dem Bemühen, allen einzelnen Kriterien Genüge zu tun das zentrale Element
verloren geht: die Emotion“, gibt Alois Schöpf zu bedenken.
Auf diesem Weg
will Schöpf dem Anspruch, Europas führendes Bläsermusik-Festival zu werden,
einen Schritt näher kommen. „Wir hatten heuer einige wirklich phantastische
Konzerte, etwa jenes des Tiroler Symphonieorchesters, das des Musikkorps der
Bundeswehr, den Opernabend des Rovereto Wind Orchestra, den Beitrag des
Musikvereins Hilgen oder des
Sinfonischen Blasorchesters Tirol, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.
Solche, mit Begeisterung beklatschte Abende wollen wir durchgängig anbieten“,
so der Intendant. Dass hierbei die Luft für Amateur-Orchester enger wird, nimmt
Alois Schöpf in Kauf: „Es gibt viele tolle Auftrittsmöglichkeiten für die
diversen Formationen. Es ist aber nicht Aufgabe der Innsbrucker
Promenadenkonzerte, jemandem eine Plattform zu bieten. Verpflichtet sind wir in
allererster Linie unserem Publikum und dem sind wir es schuldig uns darum zu
bemühen, dass jedes Konzert ein echtes Erlebnis darstellt.“
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